Piazza Matteotti von Greve in Chianti - im 19. Jhd. bekannt als Piazza del Re Umberto
Geschichte von Greve in Chianti
Das heutige Gemeindegebiet von Greve ist ein antikes Siedlungsgelände. Dies belegt einerseits die Toponymie (Ortsnamenbestand eines bestimmten Gebiets) sowie einige Entdeckungen bezüglich der Namen mancher Plätze, die im Mittelalter in die Grundbuchämter der Diözese 
Fiesole eingetragen wurden(z.B. Canonica, Citrulle, Casole, 
Lucolena). Zu jener Zeit wurde Greve als "kleines Dorf der Pfarrgemeinde San Cresci di Monteficalli" bezeichnet. Die 
Pfarrkirche von San Cresci  (Pieve di San Cresci) liegt etwa 1 km jenseits des Tals von dem Ort entfernt, der heute 
Montefioralle  heißt und früher den Namen 
Monteficalli trug. Nichtsdestotrotz war Greve dazu bestimmt, aufgrund seiner Lage an der Kreuzung der Straßen, die durch das Gebiet des 
Chianti von 
Florenz  nach 
Siena und vom 
Oberer Valdarno nach 
Val di Pesa führten, zu einer Marktgemeinde ("Mercatale") zu werden. 
Obwohl sich auch andere in der Nähe liegende Ortschaften, wie 
Strada und 
Rubbiana, zu wahren Handelszentren entwickelten, wuchs Greve in einem solchen Ausmaß, dass der Ort zur Hauptstadt der homonymen leopoldinischen Gemeinde wurde, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Ligen der Val di Greve und Cintoia, die bereits ihre eigenes Podestat (also eine eigene Administration) hatten, ersetzte. Die verschiedenen befestigten Bevölkerungsgruppen in der Gegend hatten großes Interesse daran, Greve mit seiner dreieckig verlaufenden Piazza, die auch heute noch von wunderschönen Arkaden umgeben ist, zu einer Marktstadt zu machen. Zu den bedeutendsten dieser befestigten Bevölkerungszentren gehörten 
Montefioralle, eine wahre "von Mauern umgebene Stadt" mit einer feudalen Burg und einer Kirche, 
Panzano, erbaut von den Firidolfi und ursprünglich ein Dorf, das jahrhundertelang als das bekannteste des Gebiets galt, 
Lamole, ein kleiner Ort, zu dem jedoch eine Burg gehört und der außerdem das Zentrum eines zwar spärlich besiedelten Gebiets von trotzdem hoher Population ist, sowie das, etwas weiter auf der anderen Seite der Monti del Chianti liegende 
Lucolena, dessen Befestigung im Laufe der Jahre verloren ging.
Im Norden des Gemeindegebiets von Greve lebte die Liga, deren Namensgeber die 
Berg von Cintoia war, eine Burg, die an den westlichen Hängen von 
Montescalari lag und vermutlich lombardischen Ursprungs war. Im 17. und 18. Jahrhundert lag hier das Zentrum des Val d'Ema, das eine gewisse Autonomie besaß, während es heute nur noch ein kleines Bauerndorf ist. Das gleiche gilt für 
Dudda, frühere Hochburg der Grafen von Guidi, und 
Sezzate, das besser befestigt war und der ehemalige Sitz einer ländlichen Gemeinde war.
Viele der zahlreichen in dem Gemeindegebiet liegenden Burgen wurden im Laufe der Jahre in Villen und Bauernhöfe umgebaut, einschließlich 
Uzzano, das sich im Besitz der Familie des berühmten Niccolò da Uzzano befand, 
Vicchiomaggio, dem "Viculo" (Gehöft) der Lombarden des 10. Jahrhunderts sowie 
Mugnana, das heute noch interessante architektonische Elemente aus dem 13. Jahrhundert enthält. Andere wiederum, wie z.B. Citille, Collegalli, Convertoie, Rignana, Torsoli und Linari, haben ihren ursprünglichen Charakter eingebüßt oder bergen lediglich noch einige mittelalterliche Überreste, wie z.B. Montegonzi und le Stinche, das heute Stinche Alte heißt und früher zum Gemeindegebiet von 
Radda gehörte. Von wieder anderen, wie z.B. Montagliari und Rubbiana, weiß man heute kaum noch, wo sie sich befunden haben. Darüber hinaus gibt es in der Region auch zahlreiche "Herrenhäuser", die inzwischen zu Villen umgebaut wurden, wie z.B. 
Verrazzano, das sich im Besitz der Familie des Seefahrers 
Giovanni da Verrazzano befand sowie 
Colognole, 
Vignamaggio, 
Vitigliano, und 
Santa Lucia.
Folgende fünf Pfarrkirchen gehörten nachgewiesenermaßen zu der alten Religionsgemeinschaft des Gebiets von Greve: Rubbiana, Cintoia, Sillano, 
San Cresci und 
San Leolino. In allen dieser Kirchen findet man heute noch bemerkenswerte Überreste der ursprünglichen romanischen Architektur. Insbesondere in San Leolino, die mit einem wunderschönen Kreuzgang, einem Portikus aus dem 16. Jahrhundert und einigen Kunstwerken aufwarten kann. Viele der mittelalterlichen Kirchengebäude, die zu diesen fünf Pfarrkirchen gehörten, haben ihren mittelalterlichen Charakter im Laufe der Jahre verloren. Eine Ausnahme dazu bilden die Kirchen in Vicchiomaggio, Convertoie und Le Stinche. 
Weitere Informationen über romanische Kirchen im Chianti.
In der Nähe von Greve gab es außerdem ein kleines Franziskanerkloster, von dem einige Überreste im 
Museum für Religiöse Kunst  ausgestellt sind und auch von einem Hospiz wird berichtet, das sich bei 
Mercatale befunden haben soll. In 
San Martino in Cecione gab es ein Frauenkloster, dessen Kirche der Pfarrgemeinde geschenkt wurde. Ein länger erhaltener Klosterkomplex war die 
Vallombrosischer Abtei von Montescalari, die im 16. und 17. Jahrhundert von Alfonso Parigi umgebaut wurde und nach der Unterdrückung der Klöster in eine Villa mit Bauernhof umgewandelt wurde.
Zu weiteren wirklich erwähnenswerten Beweisen für die damalige tiefe Religiosität zählen das 
Oratorium vom Sant' Eufrosino bei Panzano, das einem im Chianti ganz besonders verehrten Heiligen gewidmet war, die Cappella della Madonna della Neve a Montagliari, im Barockstil umgebaut im Jahre 1632 sowie einige weniger große Gebäude, wie die zwar kleine aber elegante 
Cappella di Ottavo bei Lucolena. Die ursprüngliche Capella della Madonna della Neve a Montagliari könnte den unbekannten Standort der Burg von Montagliari markieren.
Anna Maria Baldini